Das Fürstentum Brabant sieht schweren Zeiten entgegen. Das Land ist von Krieg bedroht, und auch der innere Friede gerät ins Wanken: Gottfried, Herzog von Brabant und Thronfolger, ist spurlos verschwunden, seine Schwester Elsa wird des Brudermords bezichtigt. Im Volk wächst die Sehnsucht nach einem Retter, der alles wieder ins Lot bringt. Da erscheint ein Schwanenritter, der für Elsas Unschuld bürgt. Eine Bedingung jedoch stellt der Fremde: Nie sollst du mich befragen, noch Wissens Sorge tragen, woher ich kam der Fahrt noch wie mein Nam` und Art … Märchen oder gegenwartsbezogene Geschichte? Regisseur Carlos Wagner, der die Oper am Landestheater Coburg in Szene setzt, hat sich für Letzteres entschieden: Für ihn erzählt Lohengrin die Geschichte einer zerrütteten Gesellschaft, deren Existenz von außen und innen bedroht ist, und die all ihre Hoffnung auf einen aus dem Nichts erscheinenden Retter setzt. Der jedoch fordert mit seinem Frageverbot nicht nur von Elsa, sondern letzten Endes von allen blinden Gehorsam für seine Hilfe. Mit seiner Sichtweise der Geschichte tritt Carlos Wagner der Intention des Komponisten bewusst entgegen – spätestens nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts ist der Glaube an eine Erlöserfigur für den Regisseur nicht mehr tragbar. Für ihn beweist Elsa Mut: Indem sie das Frageverbot bricht, wagt sie es, nicht nur Lohengrins Herkunft, sondern auch seine Absichten zu hinterfragen. Und darin liegt für Carlos Wagner auch die eigentliche Botschaft der Oper verborgen: Hoffe nicht auf einen Heilsbringer, sondern nimm dein Schicksal selbst in die Hand!
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